Luzerner Zeitung: Luzerner Mode im KKL: «Echtpelz ist ein No-Go»

Im KKL Luzern gab es am Mittwochabend neuste Modetrends zu bestaunen. Wir sprachen mit der Direktorin der Schweizerischen Textilfachschule über Kuschelkleider für Frauen und rosarote Schuhe für Männer.

Beitrag der Luzerner Zeitung am 25.10.2018
von Hugo Bischof und Sandra Monika Ziegler

Am Mittwochabend ging im Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL) zum dritten Mal der «Fashion Day for Generations» über die Bühne. Das Luzerrner Modeatelier LU Couture zeigte zusammen mit Partnern Haute Couture, Prêt-à-porter, Lingerie und Herrenmode. Die Fashion-Show wurde moderiert von Kurt Aeschbacher. Wir sprachen im Vorfeld mit Sonja Amport, Direktorin der Schweizerischen Textilfachschule HTF. Sie beteiligte sich im KKL an einem Podiumsgespräch über aktuelle und zukünftige Trends unter dem Titel «tradition meets digital».

 

Sonja Amport, Direktorin der Schweizerischen Textilfachschule. Bild: PD

Sonja Amport, Direktorin der Schweizerischen Textilfachschule. Bild: PD

Sonja Amport, welchen Stellenwert hat der LU Couture Fashion Day in der Schweiz?

Toll, wie LU Couture das KKL für diesen modischen Event nutzt und eine so grosse Fashionshow für alle Generationen organisiert.

Gibt es vergleichbare Mode-Events in anderen Städten?

Es gibt zahlreiche kleinere und grössere Fashionshows von Ateliers, Labels oder Fashion-Organisationen in der Schweiz. Der LU Couture Fashion Day ist sicher einer der grösseren Mode-Events, richtet sich jedoch an modeaffine Gäste und nicht an ein Fachpublikum aus Einkauf und Verkauf wie etwa die Mode Suisse von Yannick Aellen.

Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit in der Mode?

Absolut wichtig und wird immer wichtiger. Es führt kein Weg daran vorbei. Auch grosse Unternehmen sind intensiv an der Optimierung ihrer Nachhaltigkeit in sämtlichen Prozessen.

«Die Frage nach dem
‹Woher› wird bei der Bekleidung
immer zentraler.»

Hat echter Pelz nach all den kritischen Debatten um dieses Thema heute keinen Platz mehr in der Mode?

Ja, Echtpelz ist ein No-Go.

Was ist sonst noch tabu?

Nebst Echtpelz gibt es eine grosse Diskussion um tierische Materialien aus Asien – etwa Mohair, Angora und Kaschmir. Besonders beim bewussten Konsumenten. Die Frage nach dem «Woher» wird bei Rohstoffen und der Bekleidung immer zentraler.

Was sind generelle Trends in der Modebranche heute?

Der Trend ist: «Mix it all». Keine Hemmungen: Blumenmuster mit Streifen, Glamour für den Tag. Sportlich und elegant, multikulti und Farbe.

Was sind diesen Winter die Haupttrends bei den Frauen?

Kuschelig, das heisst weiche Materialien. Oversized, also grösser als tatsächlich nötig. Cozy – umhüllend, bequem, schmeichelnd; man soll sich wie zu Hause fühlen. Farbtechnisch können es kräftige Töne sein aber auch weiche Pastelltöne. Möglich sind Looks mit Ganzkörperfarben, das heisst, ein kompletter Look in der Farbe Rot zum Beispiel. Die Stilrichtung kann gemischt werden – sportiv und elegant.

«Männer in
rosa Schuhen sind heute
absolut trendig.»

Und was ist für den modebewussten Mann ein Muss?

Natur- und Erdtöne wie ocker, gebrannte Erde, Brickfarben, dunkle Rottöne. Ganz besonders sind Pastellfarben für den Mann wie beispielsweise müde Rosa und neblige und kühle Blautöne. Männer in rosa Schuhen oder Hosen sind heute absolut trendig.

Was heisst «müde Rosa»? Der Ausdruck ist interessant, den haben wir so noch nie gehört.

Müdes Rosa ist ein Ausdruck in der Modebranche für «nicht kraftvoll», also eher abgetönt, matt et cetera.

Wie viel geben Sie persönlich pro Monat für Mode aus?

Ich kaufe sehr gerne bei den Fashion-Labels unserer Absolventen. Ich fühle mich beim Kauf persönlich betreut und die Kleider sind nachhaltig produziert, oft auch aus Schweizer Textilien. Das ist mir wichtig. Da gebe ich gerne viel Geld aus. Das lohnt sich in jedem Fall.

Wie lange dauert eine Shopping-Tour bei Ihnen, wie hoch sind Ihre Ausgaben dabei?

Ich habe keine Zeit für Shoppingtouren. Ich kaufe gerne lokal aus Zeitgründen und gebe dann gleich zirka 2000 Franken pro Einkauf aus.

LU Couture näht auch Fasnachtskleider

Das Modeatelier LU Couture gibt es seit 2012. Es ist an der Alpenstrasse 4 in Luzern domiziliert. Es entwirft und stellt eigene Haute Couture und Prêt-à-porter-Kollektionen für Damen und Herren her und bearbeitet hochwertige Stoffe nach Kundenwünschen. Das Unternehmen setzte auf Qualität, Nachhaltigkeit und faire Preise. Eine Spezialität ist das Nähen von Fasnachtskleidern für Guuggenmusigen. LU Couture ist auch ein Ausbildungsbetrieb. Rund 25 Lernende erhalten in Luzern und am zweiten Standort in Willisau ihre Ausbildung zum Bekleidungsgestalter. Seit vier Jahren führt LU Couture den «Fashion Day for Generations» im KKL durch.

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