Der zweite LU Couture Fashion Day ist gestern ganz im Zeichen des Nachwuchses und der Nachhaltigkeit gestanden: just die beiden Stärken, die den Modestandort Luzern auszeichnen und in Zukunft wegweisend sind.
LU Couture ist eine Erfolgsgeschichte: 2012 ins Leben gerufen, bildet das Schneideratelier heute bis zu 25 Lernende aus. Eingezogen ist man dafür in die Räumlichkeiten an der Alpenstrasse 4, wo bereits seit über 100 Jahren geschneidert wird. «Mode hat in Luzern eine grosse Tradition, was diverse Ateliers und Modegeschäfte bezeugen. Daran knüpfen wir an und sehen deshalb für den Modestandort Luzern auch eine vielversprechende Zukunft», erklärt Peter Dietschi, Verwaltungsratsmitglied bei LU Couture und Organisator der Fashion Days.
Gesetzt wird dabei auf Qualität, Nachhaltigkeit und faire Preise. Werte, die an Bedeutung zunehmen: «Schneiderei ist wieder sehr gefragt. Konsumenten bewegen sich zunehmend weg von der Fast-Fashion-Kultur», so Rufina Hümmer, Geschäftsleiterin bei LU Couture. Ob Traumberuf Schneiderin oder Modedesigner – LU Couture bietet für den hiesigen Nachwuchs das perfekte Sprungbrett: «Wir sind Massatelier, Ausbildungsstätte, Produktionsbetrieb und handwerkliches Kompetenzzentrum in einem. Die Lernenden werden in alle Prozesse eingebunden», sagt Hümmer.
Das Handwerk von Grund auf zu lernen, ist ein Vorteil
Auch der LU Couture Fashion Day for Generations, der gestern zum zweiten Mal im KKL stattfand, setzt auf diesen Gedanken. Vom Lernenden bis zur Designerin helfen alle mit, gezeigt werden die Herbst- und die Winter-Kollektion. «Die Reaktionen sind überwältigend. Das Publikum zeigte sich begeistert, sodass wir auch 2018 bestimmt wieder einen Fashion Day planen», so Dietschi. Die Show ist eine Chance für die Lernenden, sich einem Publikum zu stellen. Schliesslich geht nichts über Feedback, um sich weiterzuentwickeln. Das Konzept funktioniert: «Nicht wenige Schweizer Modeunternehmen sind sehr an der Übernahme unserer Lehrabgänger interessiert», sagt Hümmer.
Auch Jana Colic, die heute ihr Modestudium in Basel absolviert, begann ihren Weg einst mit einer Schneiderlehre: «Als ich 2011 auf der Suche nach einer Lehre war, gab es in Luzern leider kein Atelier dafür. Ich fand etwas in Uri und musste drei Jahre lang pendeln. Umso mehr freut es mich, dass mit einem Projekt wie LU Couture Interessierte heute die Möglichkeit haben, so etwas in Luzern zu absolvieren.» Um das Handwerk richtig zu lernen, hätte sie sich damals für die Lehre entschieden – und das nie bereut. Dass sich das ausgezahlt hat, zeigt der rasche Aufstieg während ihres Sommerpraktikums in London bei Designerin Dilara Findikoglu, die Stars wie Madonna, Lady Gaga oder Rihanna einkleidet: «Sie bemerkte am ersten Tag, dass mir Schneidertechniken vertraut waren, und beförderte mich deshalb zu ihrer Schnitttechnikerin und Anprobeassistentin.»
Stärkung durch das Fashion-Festival Gwand
Nichtsdestotrotz freute sich Colic auf ihre Rückkehr, um an eigenen Projekten zu arbeiten: «Mir wurde noch deutlicher klar, dass ich einmal ein eigenes Label haben möchte. Sonst arbeitet man stets an fremden Visionen und Ideen.» Das Beispiel zeigt, dass Luzern auf gutem Weg ist, ein Zentrum für die erfolgreichen Modedesigner von morgen zu werden, die auch international mithalten können.
Dass faire und umweltschonende Modeproduktion zentrale Faktoren sind, beweist auch die Ausrichtung der «Gwand», die im Herbst 2018 endlich wieder in Luzern stattfinden soll. «Wir planen ein internationales, nachhaltiges Fashion-Festival und konnten mit Modissa bereits einen ersten grossen Werbepartner für uns gewinnen», erklärt Initiantin Suzanna Vock. Das Konzept richte sich an die bewusst konsumierenden Käufer von morgen, die bereits einen beachtlichen Teil der hiesigen Gesellschaft ausmachen würden.
Trend zur Nachhaltigkeit ist eine Chance für Luzern
Das unterstreicht der jüngste Entscheid von Gucci, Pelz aus dem Sortiment zu verbannen. Auch der Verzicht auf die Teilnahme an den internationalen Fashion Weeks des seit kurzem in Zürich ansässigen und avantgardistischen Modelabels Vetements geht in diese Richtung. Label-Mitbegründer Demna Gvasalia nannte die aufwendigen Inszenierungen eine Verschwendung. In der Branche scheint also ein Umdenken stattzufinden – und das bietet neue Chancen für kleinere Modestädte wie Luzern, sich neu zu etablieren. Vock ergänzt: «Seit über zehn Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Modebranche. Neben der Ölindustrie ist sie das unfairste und unnachhaltigste Business, und es gibt viel Aufklärungsbedarf.»
Sie hält den Standort Luzern für geeignet, sei man hier doch schon seit jeher sehr naturverbunden und umgeben von sauberem Wasser, guter Luftqualität und intakter Natur. In Kombination mit der intensiven Nachwuchsförderung dürfte Luzern auf dem richtigen Weg sein – und ist einigen Trendmetropolen vielleicht gar einen Schritt voraus.