Luzerner Zeitung: Mit 17 an der Berliner Fashion Week

Rami Shalati hat seine Ausbildung zum Schneider beim Luzerner Unternehmen LU-Couture gemacht – und fand dabei seine Berufung. Mit Glanz und Glamour kann er nichts anfangen. Lieber kauft er im Brocki ein.

Beitrag in der Luzerner Zeitung von Jessica Bamford
Student Rami Shalati im Atelier seines Ausbildungsbetriebs. (Bild: Pius Amrein (Luzern, 25. September 2017))

Student Rami Shalati im Atelier seines Ausbildungsbetriebs. (Bild: Pius Amrein (Luzern, 25. September 2017))

Schon auf den ersten Blick sieht man, dass Mode für Rami ­Shalati im Zentrum steht. Mit Ohrringen und aussergewöhnlichen Kleidern steht er im Nähatelier – ein authentisches Bild. Die Leidenschaft für Mode begleitet ihn seit der Kindheit. «Ich habe immer schon verschiedene Modemagazine gelesen und mich sehr für Formen und Farben aus meinem Umfeld interessiert», erzählt der 21-Jährige aus Willisau. Auch Dokumentarfilme über Mode oder Filme wie «Der Teufel trägt Prada» haben ihn als kleinen Jungen fasziniert: «Wie turbulent es zugeht und all die Kleider, Farben, Formen und verschiedensten Menschen: Das hat mir sehr gefallen», erzählt Shalati.

Rami Shalati besuchte die Kantonsschule in Willisau. Nach dem dritten Jahr entschied er sich, eine Lehre zu machen. Bei der Berufsberatung erfuhr Sha­lati, dass in Willisau mit LU-Couture ein neues Schneideratelier eröffnete, welches noch Lehrlinge suchte. Nach einem Zwischenjahr in England begann der ­damals 17-Jährige dort die dreijährige Lehre zum Schneider. Wäh­rend seiner Ausbildung machte er mehrere Praktika. Beispielsweise durfte er für eineinhalb Monate nach Berlin, um zu sehen, wie eine Kollektion zu Stande kommt. «Dadurch konnte ich auch einen kleinen Einblick in das Business der Fashionweek Berlin bekommen, was für mich sehr spannend war.»

Zurück in Willisau war die Nachfrage der Kunden bei LU-Couture sowie diejenige nach Schneiderlehrstellen bereits nach einem Jahr so gross, dass das Geschäft in Luzern einen zweiten Standort eröffnete. Dort werden vor allem Nähaufträge wie etwa Massanfertigungen für Privatpersonen bearbeitet. Im zweiten Jahr wechselte ­Shalati nach Luzern. «Mir hat dort der Kontakt zu den Kunden sehr gefallen.»

Schweiz bietet gute Plattform für Jungdesigner

Vor einem Monat hat Shalati das Mode- und Design-Studium an der Hochschule für Gestaltung in Basel begonnen. Nach Bewerbungen an verschiedenen Hochschulen, unter anderem auch im Ausland, hat sich Shalati für Basel entschieden. In anderen mode­affinen Städten sei die Nachfrage nach Mode-Designern so gross, dass man «leicht übersehen wird». Darüber hinaus biete die Schweiz eine gute Plattform für junge Designer und Labels.

Nähen ist für Shalati aber mehr als nur Arbeit: Auch in der Freizeit schneidert er gerne. «Ich liebe es, im Brocki Kleider zu kaufen und diese dann zu ändern und mit Schnitten zu experimentieren», erklärt er. Er kaufe fast nichts in Ketten-Geschäften, sondern decke sich in Vintage-Läden ein oder nähe die Kleider sogar selbst. Dies, weil er mit der Produktionsart der anderen Läden nicht einverstanden ist. Für Rami Shalati ist Nachhaltigkeit sehr wichtig. «Ich finde, es kann nicht sein, dass man für ein Kleidungsstück bei einigen Grosshändlern weniger bezahlt als für ein Sandwich», meint der Modestudent.

Auch bei seiner Maturaarbeit, die er während der Berufsmatura geschrieben hat, griff er dieses Thema auf. Mit drei Klassenkameraden baute er eine Installation, mit welcher man ein Gefühl dafür bekommen sollte, unter welchen Bedingungen die Arbeiterinnen in Textilfabriken in Bangladesch arbeiten. «Ich möchte niemandem sagen, wie und wo sie ihre Kleider zu kaufen haben. Aber man sollte sich seines Konsumverhaltens bewusst sein und wissen, was man damit anrichtet», erklärt Shalati. Diese Einstellung wird ihn auch in Zukunft begleiten: Er möchte bei einem Label arbeiten, das sich für Nachhaltigkeit einsetzt.

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